Durch größtmögliche pädagogische und organisatorische Freiheiten für die einzelne Schule wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag eine Qualitätsverbesserung im Bildungswesen erreichen. In ihrem Konzeptpapier „Hessens Weg zu selbständigen Schulen“ fordern sie, die Schulen von zentralistischen und bürokratischen Vorgaben der Kultusbürokratie zu befreien. Die Schulverwaltung müsse neu ausgerichtet werden, um die einzelne Schule optimal in ihrer Arbeit zu unterstützen. DIE GRÜNEN wollen u.a. den Schulen ein eigenes zusätzliches Budget geben, neben der einzelnen Schule die Rolle des kommunalen Schulträgers stärken und die Zahl der Staatlichen Schulämter reduzieren.
„Alle Expertinnen und Experten sind sich einig, dass die Stärkung der Schulen vor Ort zu besseren Bildungsergebnissen führen kann. Seit Jahren wird auch in Hessen über die selbständige Schule geredet. Passiert ist bislang wenig. Mit unserem Konzeptpapier machen wir einen umfassenden Vorschlag, wie sich das Bildungssystem ändern muss, um Schulen optimal auf ihrem Weg zu mehr Selbständigkeit zu fördern. Selbständigkeit ist jedoch kein Selbstzweck, sondern muss zu besserer Qualität und individuellerer Förderung führen“, erläutert der bildungspolitische Sprecher der GRÜNEN, Mathias Wagner. „Wir wollen die Schulgemeinden stärken, ihnen vertrauen und ihnen etwas zutrauen. Es ist an der Zeit für einen Paradigmenwechsel: Weg von der zentralistischer Kultusbürokratie hin zu selbständigen Schulen.“
Auch unser Thema der Woche im KGH:
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Ein Mehr an Selbständigkeit bedeute jedoch nicht einen Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung. Dieser bleibe verantwortlich für die Festlegung der Bildungsziele, die angemessene Finanzierung der Schulen, die strukturelle Weiterentwicklung des Schulsystems, die Gewährleistung vergleichbarer Lernbedingungen an allen Schulen sowie die Fach- und Dienstaufsicht. „Eine schlichte Abgabe der derzeitigen Mangelverwaltung an die Schulen hat nichts mit Selbständigkeit zu tun. Vielmehr braucht es hierzu die eigenverantwortliche Entscheidung über die Verwendung zusätzlicher Mittel.“ DIE GRÜNEN setzen wie auch bei ihrem Konzept der Neuen Schule auf Freiwilligkeit beim Weg zu mehr Selbständigkeit.
Konkret schlagen DIE GRÜNEN u.a. vor:
Eigenes zusätzliches Budget für die Schulen – 105-Prozent Lehrerversorgung
Aus Sicht der GRÜNEN kann der Weg zu mehr Selbständigkeit nur erfolgreich sein, wenn die Schulen dafür zusätzliche Mittel erhalten. „Der Reiz über nicht ausreichende Mittel selbst entscheiden zu dürfen, ist begrenzt. Ein wirklicher pädagogischer Aufbruch wird nur gelingen, wenn die Schulen tatsächlich über die Verwendung zusätzlicher Mittel entscheiden und damit Neues auf den Weg bringen können. Wer von selbständiger Schule redet, aber Mangelverwaltung meint, schadet dem Gedanken der selbständigen Schule.“ Daher fordern DIE GRÜNEN, die Einführung der selbständigen Schulen zeitgleich mit der versprochenen 105-prozentigen Lehrerversorgung auf den Weg zu bringen.
Budgets von Land und kommunalen Schulträger zusammenführen
DIE GRÜNEN wollen die beiden Budgets zusammenführen, um das Hin und Her zwischen den verschiedenen Ebenen zu beenden. „Daher schlagen wir vor, dass das vom Land zur Verfügung gestellte Schulbudget von den Schulen gemeinsam mit den Mittel des kommunalen Schulträgers bewirtschaftet werden kann.“
Anpassung der Schulverwaltungsstrukturen
Die selbständige Schule steht in den Vorschlägen der GRÜNEN künftig im Mittelpunkt. Die Schulgemeinde sei ausdrücklich aufgefordert, neue pädagogische und unterrichtsorganisatorische Wege zu gehen. Bei der Personalauswahl könne sie durch schulspezifische Ausschreibungen vom Ranglistenverfahren abweichen und so die für ihre jeweilige Situation passenden Kräfte beschäftigen. Die Entscheidungen über die Besetzung von Funktionsstellen inklusive der Mitglieder der Schulleitung mit Ausnahme der Schulleiterin bzw. des Schulleiters werde ausschließlich von der Schule getroffen. Die Schulleiterin oder der Schulleiter werde im Einvernehmen zwischen dem Land und dem kommunalen Schulträger bestellt.
Die Staatlichen Schulämter sollen sich künftig auf die Aufgabe der Schulaufsicht im engeren Sinne und der Gewährleistung der Lehrerversorgung beschränken. Die weiteren bisherigen Aufgaben der Staatlichen Schulämter sollten schrittweise an andere Akteure übergehen. So solle die regionale Lehrerfortbildung künftig vom Amt für Lehrerbildung und seinen Studienseminaren übernommen werden. Der schulpsychologische Dienst solle die Kinder-, Jugend- und Sozialarbeit des kommunalen Schulträgers verstärken und somit Hilfe aus einer Hand gewährleisten sowie Doppelstrukturen vermeiden. Am Ende eines solchen Weges halten es DIE GRÜNEN für möglich, die Zahl der Staatlichen Schulämter deutlich zu reduzieren.
Stärkung des kommunalen Schulträgers
Gerade für die selbständige Schule, die Entwicklung von der Halbtags- zur Ganztagsschule und die Einbettung der Schule in die kommunale Bildungslandschaft komme den kommunalen Schulträgern eine entscheidende Rolle zu. Sie seien es, die die Schule bei der Öffnung zu ihrem Lernumfeld in der Kommune am besten unterstützen könnten. In ihrer Verantwortung würden die Übergänge zwischen Kindertagesstätte, Schule, Ausbildungs- und Arbeitswelt und lebensbegleitendem Lernen organisiert. Die kommunalen Schulträger sollten daher künftig deutlich gestärkt werden. Gemeinsam mit den Schulen bekämen sie die Aufgabe, kommunale Bildungslandschaften zu gestalten. „Natürlich müssen den neuen Aufgaben auch die entsprechenden Mittel vom Land folgen“, betonen die GRÜNEN.
Entbürokratisierungsprogramm für Hessens Schulen
Das Kultusministerium solle im Auftrag des Landtags vor der Beschlussfassung über das Schulgesetz alle Schulen um eine Rückmeldung bitten, welche derzeitigen Regelungen die Schulentwicklung erschweren und in welchen Bereichen sich die Schulen mehr pädagogische und organisatorische Freiheit wünschen. Über die Ergebnisse solle dem Landtag ein Bericht vorgelegt und anschließend entschieden werden, welche Regelungen ganz aufgehoben werden bzw. in welchen Bereichen selbständigen Schulen das Abweichen von den Vorgaben erlaubt wird.
GRÜNE setzen auf Dialog
„Mit unserem Konzeptpapier zeigen wir konkrete, machbare Schritte auf, wie Hessen sich auf den Weg zu selbständigen Schulen machen kann. Wir wollen mit unseren Vorschlägen wieder neuen Schwung in die Debatte um die selbständige Schule geben. Wir verstehen den Text nicht als Ende sondern als Beginn einer Diskussion über den besten Weg für Hessens Schule zu mehr Selbständigkeit. Die Landesregierung muss endlich zeigen, dass auch sie es ernst meint und Konkretes vorlegen“, appelliert Mathias Wagner.